Interview: Die KI-Revolution im Arbeitsalltag – Was Microsoft Copilot wirklich kann

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Der Produktivitäts-Mythos: 30-40% Steigerung – realistisch oder Marketing?

Sophia: Willkommen Michael! Ich freue mich sehr auf unser Gespräch heute. Microsoft Copilot ist gerade in aller Munde – aber zwischen Marketing-Versprechen und Realität liegt oft eine Lücke. Du begleitest Unternehmen bei der Copilot-Einführung. Was siehst du da draußen wirklich?

Michael: Danke für die Einladung, Sophia! Du sprichst einen wichtigen Punkt an. Ja, ich sehe tatsächlich beide Extreme: Unternehmen, die Copilot einführen und nach zwei Wochen frustriert sind, weil es „nicht funktioniert“. Und andere, die damit ihre Produktivität messbar um 30-40% steigern. Der Unterschied? Es geht nicht um die Technologie an sich, sondern um das Wie.

Sophia: 30-40% – das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Aber ich ahne schon: Der Teufel steckt im Detail, richtig?

Michael: Absolut. Copilot für Microsoft 365 ist kein Tool, das man einfach „anschaltet“. Es ist wie ein hochqualifizierter Mitarbeiter, der deine Arbeitsweise, deine Daten und deine Prozesse verstehen muss. Die erfolgreichsten Implementierungen, die ich begleite, starten mit drei Grundfragen: Wo verbringen unsere Teams die meiste Zeit? Welche repetitiven Aufgaben kosten uns Energie? Und ganz wichtig: Sind unsere Daten überhaupt Copilot-ready?

Datenqualität: Der entscheidende Erfolgsfaktor

Sophia: Der letzte Punkt ist gold wert! Ich sehe so oft chaotische SharePoint-Strukturen und Berechtigungswildwuchs. Copilot kann ja nur so gut sein wie die Daten, auf die es zugreift, oder?

Michael: Genau das! Copilot ist brutal ehrlich – es zeigt dir gnadenlos, wie es um deine Datenqualität steht. Wenn deine Teams jahrelang E-Mails mit „Final_Final_v3″ angehängt haben statt ordentlich in SharePoint zu arbeiten, wird Copilot diese Chaos auch nicht magisch lösen. Aber hier liegt auch die Chance: Die Copilot-Einführung ist der perfekte Trigger für eine überfällige Datenaufräumaktion.

Top Use Cases: Wo Copilot wirklich den Unterschied macht

SophiaI: Lass uns konkret werden. Was sind denn die Use Cases, die wirklich den Unterschied machen? Also nicht „Copilot schreibt mir E-Mails“, sondern die Dinge, wo Führungskräfte sagen: „Wow, dafür zahle ich gerne“?

Michael: Sehr gute Frage! Mein absoluter Favorit ist Meeting-Nachbereitung in Teams. Stell dir vor: Ein Kunde-Meeting mit acht Teilnehmern, 60 Minuten, komplexes Projekt. Früher saß jemand und tippte Protokoll, oder es wurde hinterher mühsam rekonstruiert. Jetzt zeichnet Copilot in Teams auf, transkribiert in Echtzeit, erstellt eine strukturierte Zusammenfassung mit Action Items, sortiert nach Person, und schlägt sogar Follow-up-Termine vor. Das Ganze landet automatisch in OneNote oder wird per Loop-Komponente im Team geteilt.

Sophia: Und das funktioniert auch mehrsprachig? Ich meine, viele Unternehmen haben internationale Teams.

Michael: Ja, und genau da wird es richtig mächtig! Copilot transkribiert über 40 Sprachen. Ich hatte letzte Woche einen Workshop mit einem Kunden, der regelmäßig mit spanischen und französischen Partnern telefoniert. Die deutsche Projektleiterin bekommt jetzt automatisch eine deutsche Zusammenfassung, obwohl das Meeting auf Englisch mit französischen Einwürfen war. Das ist nicht nur Zeitersparnis – das ist ein echter Game-Changer für internationale Zusammenarbeit.

Teams Rooms: Der unterschätzte Game-Changer für Hybrid Work

Sophia: Krass. Und was ist mit Teams Rooms? Da gibt es ja auch Copilot-Integration, richtig?

Michael: Oh ja, Teams Rooms ist ein unterschätztes Thema! Copilot in Teams Rooms bringt die KI direkt in den Konferenzraum. Die Intelligente Kamera erkennt automatisch, wer spricht, und fokussiert diese Person. Die Transkription läuft über mehrere Mikrofone, Copilot unterscheidet zwischen Sprechern im Raum und Remote-Teilnehmern, und erstellt eine saubere Dokumentation.

Was viele nicht wissen: Copilot kann auch Whiteboards digitalisieren, die im Raum erstellt wurden, sie in strukturierte Listen umwandeln und direkt in Planner-Tasks überführen. Das ist Hybrid Work, wie es sein sollte.

Sophia: Okay, ich muss gestehen, das Whiteboard-Feature kannte ich nicht. Das löst ja eines der größten Hybrid-Probleme überhaupt – dass Remote-Leute bei Brainstormings am Whiteboard immer benachteiligt sind.

Copilot in Microsoft 365 Apps: Mehr als nur Texterstellung

Michael: Exakt! Und es geht noch weiter. In den Microsoft 365 Apps wird Copilot zum echten Copiloten – daher ja auch der Name. In MS Word schreibt es nicht einfach nur Text, es analysiert vorhandene Dokumente, zieht Infos aus SharePoint, E-Mails und Teams-Chats zusammen und erstellt kontextbezogene Entwürfe.

Bei Excel – und das lieben meine Controller-Kunden – kannst du in natürlicher Sprache fragen: „Zeig mir die Umsatzentwicklung der letzten drei Quartale nach Regionen, gefiltert nach Produktkategorie A“ und Copilot erstellt dir Pivot-Tabellen, Diagramme und sogar Vorhersagemodelle.

Sophia: Moment, Vorhersagemodelle? Das ist doch eigentlich Power BI-Territorium, oder?

Michael: Guter Punkt! Copilot verschwimmt tatsächlich die Grenzen. Es nutzt im Hintergrund dieselben KI-Modelle, macht sie aber für den Excel-User zugänglich, der sich nicht mit DAX-Formeln herumschlagen will. Für einfache bis mittlere Analysen reicht das völlig. Für komplexe BI bleibt Power BI natürlich erste Wahl – auch dort übrigens mit Copilot-Integration.

Security & Datenschutz: Was IT-Entscheider wissen müssen

Sophia: Lass uns über die Elephant-in-the-Room-Frage sprechen: Sicherheit und Datenschutz. Viele IT-Entscheider haben Bauchschmerzen, weil sie denken, ihre Unternehmensdaten fließen jetzt zu OpenAI. Wie gehst du mit diesem Einwand um?

Michael: Das ist die häufigste Frage in meinen Workshops, und ich freue mich jedes Mal darauf, weil die Antwort so klar ist: Nein, deine Daten verlassen nicht die Microsoft-Cloud-Umgebung. Copilot für Microsoft 365 läuft auf Azure-Infrastruktur in deiner gewählten Region. Die Daten werden nicht zum Trainieren von Modellen genutzt. Microsoft hat hier strikte Zusagen gemacht, die auch GDPR-konform sind.

Was Copilot macht: Es nutzt das Sprachmodell als Verarbeitungswerkzeug, sendet aber deine Prompts und Daten verschlüsselt, verarbeitet sie, und liefert nur das Ergebnis zurück. Das Modell selbst „lernt“ nicht aus deinen Unternehmensdaten.

Sophia: Okay, aber – und hier kommen wir zum kniffligen Teil – Copilot respektiert ja bestehende Berechtigungen. Was passiert, wenn ein Mitarbeiter schlampige Prompts schreibt und versehentlich Zugriff auf Infos bekommt, die er zwar technisch sehen darf, aber vielleicht nicht sollte?

Michael: Hervorragende Frage, und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen bei der Implementierung. Copilot ist nur so sicher wie dein Berechtigungskonzept. Wenn früher ein Vertriebsmitarbeiter theoretisch auf HR-Dateien zugreifen konnte, weil jemand die SharePoint-Berechtigungen zu weit gesetzt hat, dann kann Copilot diese Dateien jetzt auch in Antworten einbeziehen.

Deshalb ist ein Pre-Assessment so wichtig. Wir nutzen Tools wie Microsoft Purview, um vor der Copilot-Einführung ein Berechtigungs-Audit zu machen. Sensitivity Labels sind dein Freund – klassifiziere deine Daten richtig, und Copilot wird sie entsprechend behandeln.

Sophia: Also ist die Copilot-Einführung eigentlich auch ein Security-Projekt?

Michael: Zu 100%! Und das ist gut so. Viele Unternehmen haben jahrelang Security-Best-Practices vor sich hergeschoben. Copilot ist jetzt der Katalysator, der IT-Leiter dazu bringt, endlich aufzuräumen. Ich sage immer: Wenn du nicht willst, dass Copilot auf ein Dokument zugreift, dann sollte wahrscheinlich auch kein Mensch darauf zugreifen. Berechtigungen sollten explizit sein, nicht implizit.

ROI-Kalkulation: Wann rechnet sich Copilot wirklich?

Sophia: Gut, ich bin überzeugt vom Sicherheitsaspekt. Aber lass uns über den ROI sprechen. Copilot kostet pro User und Monat eine ordentliche Stange Geld zusätzlich zur M365-Lizenz. Wie rechtfertigen Unternehmen diese Investition?

Michael: Die Zahl, die Microsoft gerne nennt, ist: Copilot spart durchschnittlich 10 Stunden pro Monat und Mitarbeiter. Rechnen wir konservativ: Ein Mitarbeiter mit 60.000 Euro Jahresgehalt kostet dich grob 3.000 Euro pro Monat bei 160 Arbeitsstunden. Das sind etwa 18,75 Euro pro Stunde. 10 Stunden gespart = 187,50 Euro Wertschöpfung pro Monat.

Copilot kostet aktuell rund 30 Euro pro User/Monat. Selbst wenn du nur 5 Stunden echte Zeitersparnis hast, bist du bei break-even oder besser. Aber ehrlich gesagt ist Zeitersparnis die falsche Metrik.

Sophia: Interessant – warum?

Michael: Weil es nicht darum geht, schneller das Gleiche zu tun. Es geht darum, Dinge zu tun, für die vorher keine Zeit war. Ein Beispiel: Ein Vertriebsleiter kann jetzt innerhalb von Minuten eine personalisierte Präsentation für jeden Kunden erstellen, basierend auf vergangenen Interaktionen, Branchentrends und spezifischen Pain Points – Infos, die alle schon im CRM und in E-Mails vorlagen, aber nie sinnvoll aggregiert wurden. Das ist kein Zeitsparen, das ist Qualitätsgewinn. Und Qualität gewinnt Deals.

Kulturwandel: Wie Copilot die Arbeitswelt verändert

Sophia: Das führt mich zu einer eher philosophischen Frage: Verändert Copilot, wie wir arbeiten, oder automatisiert es nur bestehende Prozesse?

Michael: Beides, würde ich sagen. Kurzfristig automatisiert es. Mittelfristig verändert es Arbeitsweisen fundamental. Ich sehe jetzt schon, dass Teams anders kommunizieren. Warum ein 30-Minuten-Meeting, wenn Copilot in 5 Minuten eine Entscheidungsvorlage aus allen relevanten Quellen erstellen kann und das Team dann asynchron diskutiert?

Wir bewegen uns weg von „Zeit im Meeting = produktiv“ hin zu „informierte Entscheidungen treffen = produktiv“. Das ist eine Kulturänderung. Und ehrlich gesagt, viele Unternehmen sind darauf nicht vorbereitet.

Die richtige Einführungsstrategie: Start Small, Think Big

Sophia: Was empfiehlst du Unternehmen, die jetzt einsteigen wollen? Nicht alle 500 Mitarbeiter gleichzeitig lizenzieren, oder?

Michael: Definitiv nicht! Meine Empfehlung: Start small, think big. Pilotgruppe von 20-50 Power Usern aus verschiedenen Abteilungen. Leute, die technikaffin sind, aber auch kritisch. Gib ihnen 8-12 Wochen, begleite sie mit Workshops, sammle Use Cases, lerne aus Fehlern.

Wichtig: Definiere vorher Erfolgskriterien. Nicht „gefühlt produktiver“, sondern messbar: Wie viele Meetings wurden um 15 Minuten verkürzt? Wie viele Berichte in halber Zeit erstellt? Wie oft wurde Copilot tatsächlich genutzt?

Dann skalieren – aber mit einem Change-Management-Plan. Die beste Technologie bringt nichts, wenn die Leute sie nicht nutzen oder Angst davor haben.

KI und Jobs: Die unbequeme Wahrheit

Sophia: Angst ist ein gutes Stichwort. Wie gehst du mit der Sorge um, dass KI Jobs überflüssig macht?

Michael: Ich bin da sehr direkt: Copilot wird keine Jobs ersetzen. Aber Mitarbeiter, die Copilot nutzen, werden Mitarbeiter überholen, die es nicht tun. Das ist wie damals, als Excel eingeführt wurde. Es hat nicht den Controller arbeitslos gemacht, aber wer sich geweigert hat, Excel zu lernen, hatte ein Problem.

Was ich tatsächlich beobachte: Copilot macht repetitive, nervige Aufgaben obsolet. Das gibt Mitarbeitern Raum für die Dinge, für die sie eigentlich eingestellt wurden – strategisch denken, kreativ sein, Beziehungen aufbauen. Ich habe noch niemanden getroffen, der sagt: „Schade, dass ich nicht mehr stundenlang Meeting-Protokolle abtippen muss.“

Sophia: Fairerweise muss man sagen, dass bestimmte Assistenz-Tätigkeiten durchaus unter Druck geraten könnten.

Michael: Das stimmt, und das müssen wir ehrlich ansprechen. Aber auch hier gilt: Es entsteht Raum für höherwertige Tätigkeiten. Ein Executive Assistant, der nicht mehr 50% seiner Zeit mit Terminjuggling und E-Mail-Triaging verbringt, kann zum strategischen Projekt-Koordinator werden. Aber ja, das erfordert Weiterbildung und Anpassungsbereitschaft.

Fazit: Der eine entscheidende Erfolgsfaktor

Sophia: Letzte Frage: Wenn du Unternehmen einen einzigen Tipp geben könntest für die Copilot-Reise – welcher wäre das?

Michael: Startet mit dem Warum, nicht mit dem Was. Nicht „Wir brauchen Copilot, weil alle es haben“, sondern „Welches konkrete Problem lösen wir damit?“. Und dann: Investiert in Enablement. Ein halbtägiger Kick-off reicht nicht. Menschen brauchen kontinuierliches Lernen, Best Practices, eine Community zum Austausch.

Bei 4green und NTeam bieten wir deshalb Workshops an, die genau das adressieren – von der Strategiefindung über technisches Setup bis hin zu Change Management. Weil Copilot eben kein IT-Projekt ist, sondern ein Business-Transformation-Projekt.

Sophia: Perfekt – und wer jetzt Lust bekommen hat, tiefer einzusteigen, sollte sich definitiv bei euch melden. Vielen Dank für die Einblicke!

Michael: Sehr gerne! Danke für die klugen Fragen – das war ein richtig gutes Gespräch.


Interesse an einem Copilot-Workshop für euer Unternehmen? Kontaktiert uns bei 4green – wir zeigen euch, wie ihr das volle Potenzial von Microsoft Copilot ausschöpft.

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